Die UN-Klimakonferenz beginnt. Und das in einer Zeit, in der die Klimakrise auch in Mitteleuropa so deutlich angekommen ist. – Und nicht nur wie zuvor die „Entwicklungsländer“ mit aller Härte trifft.
Man könnte meinen, nun lägen endlich genügend Erkenntnisse und Erfahrungen auf dem Tisch, um zu realisieren, dass nichts Geringeres als die Existenz der Menschheit auf dem Spiel steht.
Dennoch bleibt zu befürchten, dass sehr viel heiße Luft aber dafür sehr wenig konkretes Handeln das Ergebnis sein wird.
Es wird nach Innovationen gesucht, in die man Milliarden investieren kann. Es wird überlegt, neue Bäume zu pflanzen und Emissionen mit Ausgleichszahlungen kompensieren zu können. Die Fossilen will man hinter sich lassen, aber dann doch nicht. Und Grünen Wasserstoff will man aus Kanada über den gesamten Atlantik verschiffen, um die deutsche CO2-Bilanz zu verbessern. Die Ziele bis 2030 wird man – so hört man von unterschiedlichen Stellen – ja sowieso mal deutlich verfehlen
Die Folgen der Klimakrise konnte ich heute im Laubenheimer Ried fotografieren. Wir haben den 6. November, und es stehen noch so viele Pflanzen teils in voller Blüte.
Grundsätzlich hat man leider noch immer nicht verstanden, was nötig wäre. Oder man will es nicht verstehen.
Wir müssen endlich weg von diesem Konsumwahn! Weg von den Unmengen sinnlosen Verpackungsmülls, die riesige Emissionen verursachen. Wir müssen weg von der Vorstellung, dass Forstwirtschaft das Klima retten wird. Bäume gehören in den Wald, und nicht in die Stadt? – Auch diese Aussage ist grundsätzlich falsch, aber man hört sie von noch viel zu vielen Menschen. Das Laub stört, die Vögel sammeln sich dort zur Kack-Attacke aufs heilige Auto, die Äste sind gefährlich wenn es windig wird, die Bäume werfen Schatten und stören so den Wuchs anderer Pflanzen, z.B. im Vorgarten. Da, wo man schöne Schotterwüsten eingerichtet hat, mit einer kleinen, halb verbrannten Konifere inmitten des glühenden Backofens.
In einem System, das ineinander verflochten ist und voneinander abhängt, kann man nicht das Klima schützen, die Artenvielfalt jedoch hintenanstellen.
Nehmen wir einmal als Beispiel den Regenwurm, den ich gestern im Garten in meinem Gemüsebeet entdeckt habe.
Der ist maßgeblich an einem nährstoff- und humusreichen Boden beteiligt. Somit sorgt er für Pflanzenwachstum – auch ohne Kunstdünger, der energieintensiv durch Einsatz von fossilen Brennstoffen hergestellt wird. Pflanzen speichern Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Der fruchtbare Boden mit seinen vielen Kleinstlebewesen übrigens auch. Humus ist ein hervorragender Wasserspeicher, der gerade angesichts der Dürren benötigt wird. Gleichzeitig durchlöchert der Regenwurm den Boden, macht ihn locker und durchlässig für Wasser. Starker Regen kann somit leichter im Erdreich versickern. In einer kurz gemähten Rasen-Wüste ohne Wurm-Bewohner ist die Erde verdichtet, das Wasser fließt bei weitem nicht so schnell ab und läuft dann eben in den Keller.
Dieses eine Beispiel, das sich auf viele andere Artengruppen ausdehnen lassen würde, zeigt ganz deutlich: „Nur“ eine Reduktion von Treibhausgasen wird bei weitem nicht ausreichen.
Gleichzeitig könnte es doch enorm helfen, wenn wir der Natur mehr Raum ließen. Und wenn wir uns z.B. endlich mal darum sorgen würden, dass von den über 40 Regenwurmarten in Deutschland über die Hälfte stark bedroht ist. – Weil eben so viele dem Ordnungswahn verfallen sind und beim ersten gefallenen Blatt mit dem Laubbläser ausrücken, um den Bestand der Zivilisation zu sichern. Damit nehmen sie dem Regenwurm sein Futter. Auch Ackergifte, Kunstdünger und Bodenversiegelung machen ihm schwer zu schaffen
Warum forsten wir nun wieder auf, indem wir Milliarden investieren, um neue Plantagen zu schaffen, die die Klimakrise nicht überstehen werden? Und die auch nicht als Kohlenstoffspeicher ideal funktionieren?
Warum lassen wir nicht mal der Natur mehr freien Lauf? Sie kann einen funktionierenden Wald entstehen lassen. Das macht sie seit vielen Millionen Jahren, ja sie hat es praktisch „erfunden“ im Laufe der Evolution.
Warum denken wir immer, wir können eingreifen und alles besser machen, optimieren? Wir müssten das Rad neu erfinden? Lernt die Menschheit nicht aus der Geschichte? Wie viel wir besser können zeigt doch der Zustand der heutigen Welt.
Wir greifen in Systeme ein, deren Funktionsweise und Zusammenhänge wir nicht im Ansatz kennen. Und wir können die Folgen unseres Handelns nicht mehr kontrollieren oder wieder in andere Bahnen lenken.
Und wir glauben am Ende, das sei Fortschritt?
Seufz. Leider kann man an keinem Punkt von Übertreibung sprechen. Du hast so vieles treffend beschrieben.
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Ja, leider… Und das Thema ist in der Öffentlichkeit bei vielen immer noch nicht angekommen.
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