Honigbienen sind wichtig für die Ökosysteme. Auch hängt die Bestäubung vieler Kultur- und Wildpflanzen von ihnen ab. Sie sind sehr interessante, soziale und faszinierende Wesen. Außerdem produzieren sie leckeren Honig. Und sie liefern obendrein auch noch Wachs für Kerzen.
Ihre Existenz ist bedroht. Parasiten machen ihnen das Leben schwer, Umweltgifte schwächen ihre Abwehrkräfte ebenso wie fehlende Blütenvielfalt…
Mit all den Themen beschäftige ich mich schon seit Jahren. Und ich engagiere mich für ein Verbot von Pestiziden, für mehr Blüten- und vor allem Wildpflanzenvielfalt.
Doch wird beim Bienensterben ein weiterer Aspekt sträflich vernachlässigt: Das Imkersterben.
Lange galt das Imkern als Tätigkeit für Herren in gehobenem Alter.
Doch hier findet allmählich ein Wandel statt. Einer, dem ich folgen möchte. Daher galt das Motto für den Mai: Ran an die Bienen und Imker lernen!
Honigbienen werden, wie viele andere Tiere in der Massentierhaltung, oft unter sehr unnatürlichen Bedingungen gehalten. Man nimmt ihnen ihren natürlichen Futtervorrat für den Winter weg (den Honig) und ersetzt ihn durch Zuckerwasser. Man verhindert den natürlichen Schwarmtrieb der Bienen, wobei das Schwärmen auch ein Prozess der Gesundung sein kann. Auf künstlichen Wabenplatten lässt man die Bienen ihre Waben „anbauen“, verhindert dadurch aber die natürliche Kommunikation, die auch über Vibrationen erfolgt, was auf festen Wabenplatten nicht möglich ist.
All dies war Grund genug für mich, nach einer Alternative zur konventionellen Imkerei zu suchen. Und ich fand sie auch schließlich.
Bereits im März fand ein Theorietermin statt. Denn um Bienen halten zu können, ist es sinnvoll, sich einiges an Wissen anzueignen. Zum Beispiel, dass es drei Bienenwesen gibt:
Die Königin
Sie ist für den Nachwuchs zuständig und wird bis zu fünf Jahre alt. Zunächst begibt sie sich einmal in ihrem Leben in den Monaten Mai bis Juli auf Hochzeitflug und wird durch Drohnen anderer Völker befruchtet. Das heißt, sie nimmt das Sperma in einer Blase auf und dieser Vorrat hält sich ein ganzes Bienenköniginnen-Leben lang. Von da an legt sie je nach Jahreszeit bis zu 2.000 Eier – pro Tag!
Sie kümmert sich daher weder um die Nahrungsversorgung, noch um den Bau der Waben oder gar die Verteidigung des Bienenstockes.
Die Arbeiterin
Dafür gibt es die Arbeiterinnen. Hierbei handelt es sich um weibliche Bienen und diese haben während ihres etwa 40-tägigen Lebens ein breites Spektrum an Aufgaben zu erledigen.
Zunächst wird eine Arbeiterin nach dem Schlupf zur Reinigungs- und Ammenbiene. Das heißt, sie ist einige Tage dafür zuständig, dass es im Bienenstock sauber bleibt und dass die Brut mit Futter versorgt wird. Aber auch die Königin wird durch sie gefüttert.
Dann wechselt ihre Zuständigkeit und sie übernimmt die Funktion des „Baumeisters“. Das heißt, sie erstellt die Waben, in denen sich die Brut entwickelt und das Futter eingelagert wird. Dabei produziert die Arbeiterin Wachsplättchen und baut mit ihnen das faszinierende Grundgerüst des ganzen Volkes. Und sie steuert damit auch, wie viele Arbeiterinnen und Drohnen „produziert“ werden. Denn je nach Größe der Wabe legt die Königin ein befruchtetes Ei (Arbeiterin) oder ein unbefruchtetes Ei (Drohne) ab. Auch den Königinnen-Nachwuchs steuern die Arbeiterinnen. Denn füttern sie Maden, die aus befruchteten Eiern geschlüpft sind, mit Gelee Royal, entwickeln sich aus ihnen neue Königinnen.
Beim Bau des Wabenwerks achten die Bienen auch darauf, dass alles möglichst hygienisch vonstattengeht. Sie reinigen nicht nur ihren Bienenstock. Sie desinfizieren ihn sogar mit Hilfe von Propolis, das antiviral, antibakteriell und antiparasitär wirkt.
Sind einige weitere Tage vergangen, hilft sie bei der Klimatisierung des Bienenstocks, in dem idealerweise eine Temperatur von 36°C herrschen muss.
Schließlich wird sie zur Wächterbiene und hilft somit dabei, den Bienenstock vor Eindringlingen (wie Wespen, Hornissen oder räuberischen Honigbienen) zu schützen.
Den größten Teil ihres Lebens ist sie aber als Sammelbiene unterwegs und fliegt von Blüte zu Blüte. Am Tag bestäubt sie bis zu 3.000 Blüten.
Diese Aufteilung kann je nach Bedarf angepasst werden und es kann durchaus sein, dass eine Biene in bestimmten Situationen eine Station ihres Lebens auslässt und dafür eine andere intensiver wahrnimmt.
Nach etwas mehr als 40 Tagen ist jedoch die maximale Lebensdauer der Biene überschritten und meist kommt sie dann gar nicht mehr heim, sondern stirbt außerhalb.
Eine Ausnahme bilden hierbei die Winterbienen. Diese leben einige Monate, wobei sie jedoch die meiste Zeit mit der Temperierung des Stocks beschäftigt sind. Denn auch im Winter sollte die Temperatur nicht unter 36°C fallen, die Königin muss geschützt werden. Auch muss sie mit dem Honigvorrat gefüttert werden. Und bereits in den ersten Monaten des neuen Jahres beginnt sie damit, die Eier für die neue Saison zu legen. Diese versorgen die Winterbienen dann wieder, beginnen auch wieder zu sammeln, bis sie von ihren Sommer-Kollegen abgelöst werden.
Die Drohnen
Ein Bienenwesen fehlt noch. Es sind die Drohnen. Hierbei handelt es sich um die männlichen Bienen, die nur zur Befruchtung von Königinnen gezeugt werden. Danach will sie das Volk relativ schnell wieder loswerden, denn sie können weder Futter sammeln, noch können sie den Stock verteidigen oder bauen. Bei der „Drohnenschlacht“ werden sie aus dem Volk vertrieben und sterben schließlich. Ihre Lebenserwartung liegt maximal bei einem Monat.
Noch kurz zum Thema „Schwarm“
Es ist ein natürlicher Trieb des Bienenvolkes, sich zu teilen. Speziell auch, wenn der Platz in der Bienenbeute (also die Behausung) nicht mehr groß genug ist. Dann legen die Arbeiterinnen so genannte „Weiselzellen“ an, in die die Königin befruchtete Eier ablegt. Die daraus entstehenden Larven füttern die Arbeiterinnen dann mit Gelee Royal – dem „Königinnen-Elixier“.
Schlüpft dann eine Königin, ist eines klar: Es kann nur eine geben. Die Folge ist, dass meist die alte Königin einen Teil ihres Volkes mitnimmt und sich nach einem neuen Standort umschaut…
Um diesen Schwarmtrieb einzudämmen, kann man als Imker in jedem Fall die Anzahl der Rähmchen erweitern, in die die Bienen bauen. So nimmt man den Schwarmdruck ein wenig heraus.
Spannend, spannend!
Soweit die Theorie.
Anfang Mai fand dann auch der erste Praxistermin statt. Wir waren alle gespannt, wie „unser Bienenschwarm“ in die Bienenbeute rein kommt.
Denn ganz so freiwillig tun die Tierchen das nicht.
Zunächst einmal braucht man für die ganze Aktion das Wichtigste: Den Schwarm
Und der sollte besser kein „Ableger“ sein – also kein durch einen Imker wild zusammengewürfelter Haufen Bienen, denen man eine gezüchtete Königin vor die Nase setzt. Diese Ableger widersprechen der natürlichen Entwicklung des Bienenvolkes und bringen auch oft ein schwaches Volk hervor.
Besser ist, man nimmt einen Naturschwarm. Der entsteht ganz natürlich wie oben beschrieben, wenn die alte Königin mit einem Teil des Volkes eine neue Behausung sucht…
Will man einen solchen Naturschwarm in seine Bienenbeute locken, ist das gar nicht so einfach. Denn meist hängen die Schwärme in Bäumen herum. Sie sind in diesem Zustand zwar relativ friedlich, denn sie haben keinen Honigvorrat, den sie verteidigen müssten. Doch trotzdem: Wer klettert schon gerne auf Leitern, mit einer Kiste in der Hand, um in schwindelerregender Höhe 5000 bis 10000 Bienen einzufangen?
Der Schwarm
Dieser Fang war dem Imker, der unseren Bienenkurs leitet, gut gelungen und so hatte er einen Naturschwarm eingefangen.

Damit die Bienen in eine ruhigere, sesshaftere Stimmung gebracht werden, packt man sie nach dem Fang für einige Tage in „Kellerhaft“. Das heißt, sie sitzen dort dunkel, ruhig und kühl. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Während sie in der Kellerhaft sitzen, verdauen sie den Honig, den sie für den Umzug in ihren Mägen als Wegzehrung mitgenommen haben. Und theoretisch könnten in diesem Honig auch Sporen der „Amerikanischen Faulbrut“ stecken. Diese ist eine hochgefährliche und meldepflichtige Bienenseuche, deren Verbreitung man unbedingt verhindern muss.
Ist der Honig allerdings verdaut, sind auch die Sporen weg und das Risiko gebannt.
Das Einlogieren
Wir standen also an jenem Tag da mit dem Schwarm, der frisch aus der „Kellerhaft“ kam, und unser Imker schüttelte mit einem Ruck die Bienen auf ein Brett, das vor der Bienenbeute aufgestellt war, und als Rampe diente. Über diese krabbelten tausende Bienen in Richtung des Fluglochs der neuen Behausung. Einige „stelzelten“, also sie setzten Pheromone ab, die den Weg markierten, auf dem die anderen gehen sollten.


Nach etwa 30 Minuten war der Spuk vorbei, die Bienen waren „einlogiert“.
Abwarten und Tee (mit oder ohne Honig) trinken…
Nun hieß es erst mal abwarten. Theoretisch könnte es sein, dass der Schwarm noch das Weite sucht, obwohl er eingezogen ist. Das kann mit dem Geruch der Bienenbeute zusammenhängen, aber auch damit, dass sich vielleicht gar keine oder keine gesunde Königin im Schwarm befand.
Der nächste Praxistermin würde im Juli stattfinden. Dann hieß es schon, die Varroamilbe zu bekämpfen, einen äußerst hartnäckigen Schädling, der den Bienenvölkern arg zusetzt. Dies sollte mit Ameisensäure geschehen, die auch den Bienen alles andere als gut tut, aber momentan das schonendste Mittel für die Bienen zu sein scheint.
Zum krönenden Abschluss des ersten Praxistermins flog mir noch ein besonders gereiztes Tierchen ins Gesicht. Es war offenbar genervt, dass so viele Paparazzi von seinem Einflugloch Bilder machten. Es stach mir unvermittelt ins rechte Kiefergelenk. Obwohl der Stachel direkt und mitsamt der Giftblase entfernt wurde, schmerzte es ordentlich und juckte noch eine Woche nach dem Stich teilweise heftig.
Doch ich war nicht der Einzige, der gestochen wurde. Und der Imker hatte auch eine beruhigende Erklärung parat: Es gibt wohl einen Heilpraktiker, der Patienten gezielt vor ein Bienenvolk setzt. Und an der Stelle, in der eine Biene ihren Stachel versenkt, scheint wohl ein Ungleichgewicht der Energiebahnen vorzuliegen.
Bei mir war dies übrigens offensichtlich der Dünndarmmeridian, der bei Störungen u.a. Probleme und Verspannungen an der Halswirbelsäule verursacht. Und mit der Halswirbelsäule habe ich tatsächlich zu kämpfen…
Angriff oder gut gemeinte Bienengiftbehandlung?
Man kann nun über diesen verblüffenden Umstand denken, was man will.
Doch eines wurde mir durch den ersten Praxistermin klar:
Ich wurde infiziert von der „Faszination Honigbiene“ und werde wohl im nächsten Jahr ein Volk in meinem Garten ansiedeln. Dann aber garantiert mit Imkerhut und Schleier…
Fortsetzung folgt… 🙂
Du gehst unter die Imker? Wow, super! Und Respekt. So einfach wie man von außen denkt ist das gar nicht. Unsere Nachbarn haben auch Bienen. Letzten Winter sind ihnen beide Völker gestorben, und die letzten Schwärme (also Volksteilungen) sind ihnen alle verloren gegangen, weil sie sie nicht einfangen konnten.
Viel Erfolg!
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Ja, so hab ich es geplant für nächstes Jahr… 🙂 Stimmt, es ist gar nicht so einfach. Auch wenn man bei der Bienenbox, die ich wahrscheinlich verwenden werde, mit nur 20 Stunden Arbeitsaufwand pro Jahr rechnet. Es gibt aber einiges zu beachten. Auch die Sache mit dem Schwärmen, was mir am meisten Sorgen macht. Denn ich habe Höhenangst und wenn die Tierchen höher als 2,50 Meter sitzen, kann ich sie nicht einfangen. 🙂 Aber mal schauen – es gibt da auch einige Möglichkeiten, den Bienen die Schwarmstimmung zu nehmen. Und vor allem kann auch ein Ausschwärmen das ganze Volk verjüngen, stärken und prinzipiell muss man ihn nicht einfangen. Ich werde hier über meine Fortschritte berichten… Und auch die Stiche zählen. Bis jetzt war es nur einer. Aber sicher nicht der letzte. 😉
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